Zur Ausführung empfohlen: Entwurf von Pauline Kraneis
Realisierung: 2020/21
Im Zusammenhang mit dem Neubau der Kindertagesstätte Thulestraße wurde vom Bezirksamt Pankow, Abt. Kultur, Finanzen und Personal in Zusammenarbeit mit der Abt. Schule, Sport, Facility Management und Gesundheit ein Auswahlverfahren für Kunst am Bau durchgeführt. Gegenstand des Verfahrens war der Außenbereich der neu gebauten Kindertagesstätte. Als Bearbeitungsbereich für die Kunst war der südlich gelegene Zaun- und Mauerbereich entlang der Selma-Lagerlöf-Straße ausgewiesen, welcher die Kita-Umgebung vom Kita-Gelände abgrenzt und sowohl repräsentierende als auch protektierende Funktionen besitzt. Es sollte eine für alle Nutzer*innen „nachhaltige visuelle Anregung“ entworfen werden, die das Konzept des Werkstattkindergartens nach außen und innen spiegelt, akzentuiert und erfahrbar macht.
Das Verfahren wurde als anonymes Auswahlverfahren mit drei eingeladenen Künstlerinnen durchgeführt. Die Auswahlkommission hat am 20. Oktober 2020 unter Vorsitz von Dörte Meyer (Künstlerin, Berlin) mehrheitlich mit vier Ja-Stimmen den Entwurf von Pauline Kraneis zur Realisierung empfohlen.
Der Entwurf sieht eine farblich zurückhaltende, innen wie außen realisierte Wandzeichnung auf der gesamten Länge der Betonwinkelelemente vor, welche Rücksicht auf die Körpergröße der Kinder nimmt und quasi in Augenhöhe mit ihnen spielerisch die Idee unterschiedlicher (Lern)Werkstätten aufgreift. Zur Straßenseite sind verschiedene Gegenstände den verschiedenen Werkstattgruppen zugeordnet und bilden als wiedererkennbare Zeichen jene „Ordnung der Dinge“ ab, die eine Voraussetzung für das eigenaktive Lernen der Kinder in den unterschiedlichen Werkstattbereichen darstellt. Beim im Innenbereich der Kita sichtbaren Wandbild wird jene Ordnung spielerisch aufgelöst und die neuen Konstellationen schaffen Raum für eigene Ideen und neue Assoziationen.
Die Auswahlkommission hob hervor, dass der Entwurf das Konzept des Werkstattkindergartens anschaulich reflektiert und dabei eine inhaltliche und prozessuale Komplexität in den gegensätzlich ausgearbeiteten Darstellungen der zwei Seiten des Betonsockels visualisiert. Zeichenhaft wird hier eine Innen- und Außenwirkung für die Kita entwickelt, wobei die detailreichen Darstellungen und die Vielgestaltigkeit kindgerecht sind, das Entdecken fördern und die Motive auf interessante Weise mit Proportionen spielen.
Die Kunst wurde 2021 realisiert, hierfür standen 14.500,00 € zur Verfügung.
Kunstwettbewerb »Künstlerische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals« – Kunstwettbewerb entschieden
Der Beitrag »VOM SOCKEL DENKEN« der Künstlerin Betina Kuntzsch erhält die Empfehlung zur Realisierung
Im Juni 2019 hat das Bezirksamt Pankow einen deutschlandweit offenen zweiphasigen Kunstwettbewerb ausgelobt. Thema des Wettbewerbs ist die kritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart des Ernst-Thälmann-Denkmals. Die künstlerische Kommentierung soll dazu dienen, Fragen aufzuwerfen, zu irritieren und zur Diskussion anzuregen. Gewünscht waren innovative künstlerische Konzepte, die zu einer Belebung des Ortes beitragen sowie das Denkmal und den Platzraum innerhalb des städtischen Kontextes erlebbar machen. Im Zusammenhang mit der künstlerischen Kommentierung sollen den Besucher_innen des Ortes auch Informationen zum historischen Kontext angeboten werden.
An dem bis zum Abschluss anonym durchgeführten Kunstwettbewerb beteiligten sich in der ersten Phase 110 Künstler_innen aus Deutschland. Am 7. und 8. November 2019 hatte das Preisgericht aus den eingereichten Entwürfen zehn Arbeiten ausgewählt und die Verfasser_innen aufgefordert, ihre Ideen und Konzepte als Realisierungsentwurf auszuformulieren. Es handelte sich dabei um die Entwürfe folgender Künstler_innen:
Holger Beisitzer, Andreas Bunte, Almut Determeyer, Katharina Heilein, Hans Hemmert, Betina Kuntzsch, Nico Krug/Mario Matuschewski, Matthias Lehmann, Robert Patz und Felix Toth.
Das Preisgericht für die zweite Phase tagte nun in gleicher Besetzung am 17. September 2020. Im Ergebnis dieser Sitzung wurden jeweils zwei Entwürfe mit einem 2. Preis ausgezeichnet und zwei Entwürfe mit einer Anerkennung gewürdigt.
Erster 2. Preis und Empfehlung zur Realisierung: »VOM SOCKEL DENKEN« der Berliner Künstlerin Betina Kuntzsch unter Mitarbeit von Kathrin Schmidt, Joachim Gies und Maria Wischnewski
Der Entwurf sieht vor, auf dem Denkmalplatz fünf vielfach nutzbare, farbige Betonelemente, die den Denkmalsockel maßstabgerecht verkleinern, zu platzieren. Sie lockern einerseits formal die strenge Struktur des Platzes auf, ziehen Besucher_innen an und laden zum Verweilen ein. Über die Beschriftung der Sockel mit poetischen Schlagwörtern werden inhaltliche Bezüge zum Denkmal und seinen historischen Hintergründen hergestellt und ein Interesse geweckt, sich mit dem Ort intensiver auseinanderzusetzen. Einen wesentlichen Teil des Entwurfs bilden sowohl künstlerisch als auch inhaltlich überzeugende Filmessays, welche die Thematik aus verschiedenen Perspektiven beleuchten, den verschiedenen historischen Betrachtungsweisen Referenz erweisen und zugleich einen Gegenwartsbezug herstellen. Die Filme werden der Öffentlichkeit über QR-Codes vor Ort sowie über weitere Vermittlungsebenen zugänglich gemacht. Einer dieser Kurzfilme soll gemeinsam mit Anwohner_innen und Nutzer_innen des Thälmann-Parks erarbeitet werden. Der Entwurf, so heißt es in der Beurteilung des Preisgerichts, „zeichnet sich durch überzeugende Beispiele einer filmischen Annäherung an die Themen, die das Denkmal evozieren, aus. Die Bandbreite der Filmbeiträge ist sehr groß, sie reicht von der Geschichte des Areals, über den umstrittenen Abriss der Gasometer und alternative Nutzungsformen bis zur Denkmalsetzung 1986, von der historischen Person Ernst Thälmann bis zur Kulturfigur in der DDR. Der individuell-assoziative und alltagsgeschichtliche Zugang zu den Themen überzeugt formal und inhaltlich. Die künstlerisch-filmische Durchdringung der Themen beinhaltet wesentliche Elemente der erwarteten Auseinandersetzung mit dem historischen Gegenstand, dem Park, dem Wohngebiet, dem Denkmal und den zeitgeschichtlichen Hintergründen.“ (Abb. 1 und 2) Für die historische Kommentierung wird – zusätzlich zur Anbindung über die Website – die Aufstellung von zwei Stelen vorgeschlagen.
Zweiter 2. Preis: »Ernst Thälmann – Ein deutscher Superstar. Die neue Ikone des Westens« der Berliner Künstlergruppe Nico Krug und Mario Matuschewski
Das Preisgericht würdigte den Beitrag als „radikalen Kommentar, der auf der Höhe der Zeit ist. Die Verbindung zwischen zwei Welten aus Politik und Musik, aus Street Poetry und Ideologie und zwischen den Genrationen birgt entsprechend viel Diskussionspotential. […] Die präzise Aussage zum ideologischen Missbrauch einer politischen Person irritiert und stellt Fragen. Genau das ist die Stärke einer Kommentierung, die nicht didaktisch sein will und zugleich die Verbindungen in aktuellen Debatten sucht. […] Kontrovers wurde gerade die Symbolwirkung diskutiert und ein mögliches Missverständnis durch positiv empfundene Glorifizierung befürchtet.“ (Abb. 3 und 4)
Anerkennungen
Die Anerkennungen gingen an die Berliner Künstlerin Almut Determeyer für ihren Entwurf »HÜTCHEN« (Abb. 5) und an den Berliner Künstler Hans Hemmert für seinen Entwurf »ERNST« (Abb. 6).
Für die Umsetzung der künstlerischen Kommentierung stehen 180.000 Euro zur Verfügung. Das gesamte Verfahren wird im Wesentlichen durch Mittel für den Stadtumbau der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ermöglicht.
Der zur Realisierung empfohlene Entwurf soll bis Ende 2021 umgesetzt werden.
Ein Jahrhundert im Spiegel öffentlicher Kunstwerke
Was können uns Kunstwerke im öffentlichen Raum über den Ort, seine Geschichte, über Kunst und Gesellschaft erzählen? Nehmen wir Skulpturen und Denkzeichen an den Wegen der Stadt- und Wohngebiete, in den Grünanlagen und Parks in ihrer alltäglichen Präsenz noch wahr? Der etwa einstündige Spaziergang möchte den Blick sensibilisieren, stadtgeschichtliches und kulturelles Interesse wachrufen und Geschichte anhand von Geschichten, die uns eine Skulptur zu erzählen vermag, lebendig erlebbar machen. Unser Spaziergang führt uns durch den südöstlichen Teil von Berlin-Buch mit dem dicht bebauten Neubaugebiet zu beiden Seiten der Bucher Chaussee, streift das Campus-Gelände und den Bucher Schlosspark. Stationen der Route sind ausgewählte Kunstwerke im öffentlichen Raum, welche nicht nur einen Einblick in die vielfältigen künstlerischen Gestaltungsversuche unserer Umwelt gewähren, sondern auch Stadt-, Kultur- und Lebensgeschichte abbilden. Informationen zu den Werken und Hintergründe ihrer Entstehung verweisen auf (kultur)politische und gesellschaftliche Zusammenhänge, welche die Entwicklung und den Charakter von Berlin-Buch seit einem Jahrhundert prägen.
Ein Angebot des Fachbereichs Kunst und Kultur Pankow. Konzept/Realisierung: Annette Tietz / Anke Paula Böttcher Tel: (030) 4753-7925 | kioer [dot] pankow [at] gmail [dot] com | Galerie Pankow / Kunst im öffentlichen Raum
Teilnehmende Künstler*innen: Ka Bomhardt, Marie Luise Faber, Sebastian Hagenow, Gisela Kleinlein, Stefan Krüskemper, Inken Reinert, Diana Sirianni, Studio Gründer Kirfel, Tilman Wendland, Anke Westermann, Rolf Wicker und Barbara Anna Keiner, Barbara Wille
Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium
Pasteurstraße 7–11, 10407 Berlin
Denkmalgerechte Instandsetzung des Schulstandortes Pasteurstraße 7–11 und Neubau einer Sporthalle mit vier Hallenteilen
Einladungswettbewerb Kunst am Bau
Zur Ausführung empfohlen: Entwurf „Pausenheimaten“ von Studio Gründer Kirfel
Realisierung: 2020/21
Das denkmalgeschützte Schulgebäude wurde von 1908 bis 1910 nach einem Entwurf des Berliner Stadtbaurates Ludwig Hoffmann errichtet. Es wurde unter Einbeziehung des zugehörigen Lehrerwohnhauses grundhaft saniert und für eine zeitgemäße Nutzung als Gymnasium umgebaut.
Ziel des vom Bezirksamt Pankow, Abt. Kultur, Finanzen und Personal in Zusammenarbeit mit der Abt. Schule, Sport, Facility Management und Gesundheit ausgelobten Kunstwettbewerbs war es, eigenständige Entwürfe zu entwickeln, die sich mit dem Thema „Empfang“ beschäftigen und im neuen Foyer der Schule einen signifikanten gestalterischen Beitrag leisten. Die künstlerische Gestaltung soll dem Foyer eine hervorgehobene Aufenthaltsqualität geben und ihn als zentralen Ort des Schulkomplexes akzentuieren, damit dieser eine identitätsstiftende Qualität für die Schule wie auch für die einzelnen Schüler*innen erhält.
Am 25. März 2019 fand die Preisgerichtssitzung unter Vorsitz von Leonie Baumann (Rektorin Weißensee Kunsthochschule Berlin) statt. Das Verfahren wurde als anonymer Einladungswettbewerb mit zwölf eingeladenen Künstler*innen durchgeführt. Der Entwurf „Pausenheimaten“ von Studio Gründer Kirfel wurde mit sechs Ja-Stimmen zur Realisierung empfohlen.
Die „Pausenheimaten“ umfassen sieben großformatige Skulpturen in Form überdimensionaler Papierknäuel in zwei Ausführungen, denen als Ausgangsformen echte Papierknäuel zugrunde liegen, welche mit digitaler Technik als Sitzmöbel aus Holz ausgearbeitet und gefertigt werden. Das Heimatknäuel „Ganz da“ bietet Raum für mehrere Schüler*innen und markiert einen Ort der Kommunikation. Für eher introvertierte Stimmungen gewährt die zweite Skulptur „Kurz weg“ Rückzug und Schutz.
Der prägnante Entwurf behauptet sich im Raum, markiert in der nachgebildeten Faltung einen formalen Kontrast zur Geometrie der Architektur und vereint künstlerische Skulptur und Nutzbarkeit. Das Preisgericht würdigt das Spannungsverhältnis zwischen Leichtigkeit und Flüchtigkeit eines Papierknäuels und der Präsenz und Solidität einer Holzskulptur, deren kantiges Außen wiederum im Kontrast zu einem angenehm gerundeten Innen steht. Als Nebenprodukte von Arbeits- und Lernprozessen verweisen die Papierknäuel auf das Prozesshafte des Lebens. Die Skulpturen unterstreichen die menschlichen Bedürfnisse nach Kommunikation ebenso wie nach Rückzug und offerieren den Nutzer*innen den geeigneten Raum dafür.
Die Kunst wurde 2021 realisiert, hierfür standen 138.000 Euro zur Verfügung.
Vom Denkmal zum Denkort – öffentliches Kolloquium zur Vorbereitung einer künstlerischen Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals
Veranstaltungsort: WABE Danziger Straße 101 10405 Berlin
Kolloquium am 27.11.2018 von 12:00 bis 19:00 Uhr
Das Ernst-Thälmann-Denkmal an der Greifswalder Straße im Prenzlauer Berg wurde 1986 im Auftrag der DDR-Regierung errichtet. Es ist das zentrale Monument, das die Siedlung Ernst-Thälmann-Park dominiert und strukturiert. Seit 2014 steht das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz.
Angesichts der Veränderungen in der städtischen Baupolitik und den Projekten privater Investoren wird die perspektivische Nutzung des Areals in der Öffentlichkeit seit mehreren Jahren kontrovers diskutiert.
Die Bewohnerschaft und die Nutzer*innen des Ernst-Thälmann-Parks sind dabei, sich zu verändern und zu verjüngen. Die neu hinzugezogenen Anwohner*innen gehören zum großen Teil einer nicht DDR-sozialisierten jüngeren Generation an. Ihnen sind die historische Konnotation des Ernst-Thälmann-Denkmals sowie die Person Ernst Thälmann in weiten Teilen unbekannt. Aus diesem Grund hat auch die Bezirksverordnetenversammlung Pankow eine Kommentierung der Ernst-Thälmann-Plastik gefordert.
In einem vom Bezirk Pankow ausgelobten Wettbewerb sollen im kommenden Jahr Künstler*innen eingeladen werden, Vorschläge zur Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals zu entwickeln.
Das Kolloquium – Vom Denkmal zum Denkort – soll eine öffentliche Annäherung und inhaltliche Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung des Kunstwettbewerbs einleiten. Hier sollen Möglichkeiten des Zusammenwirkens zwischen Denkmalpfleger*innen, Historiker*innen, Stadtplaner*innen und Künstler*innen gemeinsam mit Anwohner*innen und der interessierten Fachöffentlichkeit erörtert werden.